In unmittelbarer Nachbarschaft zur expandierenden Industriemetropole Chemnitz wurde der Bau- und Sparverein Glösa gegründet.
(Registereintrag des SBV Glösa vom 01.08.1910)
Am 12.02.1911 wurde die Allgemeine Baugenossenschaft für Chemnitz, kurz ABG, gegründet. Im selben Jahr konnte an der Ziegeleistraße 3/5 (im Bild rechts) bereits das erste Haus für insgesamt 12 Familien übergeben werden. Es ist noch immer im Bestand der SWG und somit das älteste Haus unserer Genossenschaft. (Foto um 1914)
In den Folgejahren kommen weitere Häuser an der Ziegeleistraße, Sterlstraße und Bornaer Straße hinzu.
1919 begann die ABG entlang der Lützow- und Platnerstraße im Stadtteil Kappel mit dem Bau sogenannter Siedlungshäuser. Bis 1930 entstanden so insgesamt 83 Wohnhäuser mit 383 zweckmäßig eingerichteten Wohnungen.
Bis zum Jahr 1925 wächst die Zahl der Mitglieder auf mehr als 1.500 an. Damit stand die Genossenschaft an sechster Stelle der Baugenossenschaften in ganz Sachsen. In der Region wuchs sie sogar zur zweitgrößten Baugenossenschaft an.
In der Glösaer Siedlung “Am Berg” (im Foto die Hausnummern 1, 3, 5 und 7) entstanden bis 1929 insgesamt 14 Häuser durch den Spar- und Bauverein Glösa. Von diesen Häusern sind heute noch 3 durch die SWG bewirtschaftet. Diese wurden in den Jahren 1999 und 2000 saniert.
In den letzten Monaten des zweiten Weltkrieges wurde Chemnitz schwer zerstört, vor allem bei der Bombardierung am 05. März 1945. Auch die Genossenschaft musste mit schweren Verlusten kämpfen. 25 Häuser mit 95 Wohnungen wurden zerstört, 50 Genossenschaftler kamen ums Leben und 400 wurden obdachlos.
Doch trotz der enormen Probleme bot das Kriegsende die Chance auf einen hoffnungsvollen Neuanfang.
Im Bild ist der Blick von der Uferstraße zum Sonnenberg in der Nachkriegszeit.
Der Ministerrat der DDR beschloss Anfang der 1950er Jahre neue gesetzliche Regelungen zur Gründung von ABGs. Dadurch sollten die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter deutlich verbessert werden. Bis 1956 entstanden in Karl-Marx-Stadt sechs AWG, von denen einige für die Geschichte der SWG von Bedeutung sein sollten.
Um den Wohnungsbau in der DDR weiter zu beschleunigen, wurden zentral Wohnungstypen entwickelt. Erste Häuser dieser genormten Großblockweise wurden ab 1958 von der AWG “Rudolf Marek” entlang der Stollberger Straße errichtet. In einem zweiten Schritt ging man über zur Plattenbauweise. In den letzten Jahren wurden nicht nur einzelne Wände sondern ganze Raumzellen vorgefertigt.
Spät erst reifte bei den Verantwortlichen der Staatsführung der DDR die Einsicht, dass der Verfall der Altbauten in Chemnitz die vorhandenen Probleme verschärfte.
Nach der Sanierung des Brühlviertels 1974, begann 1981 die Rekonstruktion von Teilen des Sonnenberges mit Abriss und Ersatzneubau in Plattenbauweise.
In den 1970er Jahren existierten in Karl-Marx-Stadt noch 11 AWG. Im Zuge einer “territorialen Neuordnung” sollten diese auf nur noch 4 Genossenschaften zusammengefasst werden. Entsprechend der Stadtbezirke wurden kleinere AWG aufgelöst und an Größere angegliedert. Diese Neuordnung wurde jedoch nicht konsequent umgesetzt.
Am 01.01.1984 wurde die AWG “Albert Jentzsch” gegründet. Im Grunde genommen entsprach diese Gründung sogar dem Prinzip der territorialen “Sortierung”, da diese Großgenossenschaft in allen Stadtbezirken Bestände hatte. 1988 verfügte die AWG “Albert Jentzsch” über 5.364 Wohnungen, inklusive 1.006 Altbauwohnungen, die vor dem 2. Weltkrieg durch die Allgemeine Baugenossenschaft errichtet worden waren.
Im November 1990 wurde die erste “Information Nr.1” an die Mitglieder verschickt. Grund für diese Nummerierung war der neue Name “Sächsische Wohnungsgenossenschaft Chemnitz eG”, unter dem die vormalige AWG “Albert Jentzsch” fortan firmierte.
Dieser Übergang war mit der Eintragung in das Genossenschaftsregister beim Kreisgericht Chemnitz am 10. Juni 1992 auch formell abgeschlossen. Bis heute unterscheidet sich die SWG von den anderen aus DDR-Zeiten hervorgegangenen Chemnitzer Wohnungsgenossenschaften durch die breite Streuung des Gebäudebestandes über zehn Stadtteile.
Eine staatliche Förderung des Neubaus und der deutliche Einwohnerschwund führte seit 1997 zu einer Sättigung der Nachfrage an Mietwohnungen. Mit diesem Hintergrund erarbeitete die Stadt Chemnitz das sogenannte “Städtebauliche Entwicklungskonzept – Chemnitz 2020”. Zur Stabilisierung des Wohngebietes auf dem Sonnenberg wurden neben umfangreichen Sanierungs- auch Rückbauprojekte beschlossen. 2006 wurde mit dem Abriss der ausgewählten Häuser auf dem südlichen Sonnenberg begonnen.
Bis Ende 2009 wurden am Standort südlicher Sonnenberg insgesamt 309 Wohnungen durch die SWG vom Markt genommen. Im unmittelbaren Zusammenhang mit den Rückbaumaßnahmen wurd die Bestandsaufwertung der verbleibenden Objekte gesehen, was sich z.B. an der 2006 und 2008 realisierten Bestandssanierung im Karree Theodor-Körner-Platz, Martinstraße, Sonnenstraße und Paul-Arnold-Straße zeigte.
Fast auf den Tag genau 100 Jahre nach Gründung des Spar- und Bauvereins Glösa feierte die SWG im “Platner Hof” ihr 100jähriges Bestehen. Zum Festakt war unter anderem Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig zu Gast. In ihrer Rede würdigte sie das Wirken der Genossenschaft und ihrer Mitglieder in den unterschiedlichsten Epochen der zurückliegenden Jahre.
Die Zukunft wartet mit vielen Herausforderungen auf die Sächsische Wohnungsgenossenschaft Chemnitz eG. Die Bevölkerungsentwicklung, der Klimawandel und veränderte Bedürfnisse an den Wohnungsmarkt fordern zukunftsorientierte Entscheidungen seitens der Genossenschaft. Mit unseren Neubauvorhaben, modernen Grundrisslösungen und den Anforderung entsprechenden Entwicklungen unseres Wohnungsbestandes sehen wir einer positiven Zukunft entgegen.